Deutsche Welle im Interview mit der schwedischen Außenministerin Ann Linde

Die schwedische Außenministerin Ann Linde stellt sich den unangenehmen Fragen der Deutschen Welle in einem Interview zur schwedischen Corona-Strategie:

Sowohl die Kommentare auf Youtube ( https://youtu.be/4bCTt3PAPVU ) zum Interview als auch das internationale Medienecho sind für Ann Linde nicht schmeichelhaft. Manchmal weist sich sogar die Interviewerin zurecht, was für eine Außenministerin einer PR-Katastrophe nahekommt.

Ann Linde erklärt die hohen Todeszahlen in den Alten- und Pflegeheimen mit dem hohen Grad der Privatisierung. Tatsächlich sind nur 5% der schwedischen Alten- und Pflegeheime in privaten Händen. Hier wurde in sozialistischer Tradition der Versuch unternommen das Staatsversagen zu vertuschen und der Marktwirtschaft in die Schuhe zu schieben. In Schweden gehören die Alten- Pflegeheime in den Verantwortungsbereich der Kommunen, während die Krankenhäuser und Polikliniken zum Aufgabenfeld der Regionen (län) zu zählen sind.

Insbesondere griff der Parteivorsitzende Ulf Kristersson der Moderaterna Ann Linde scharf an. Ein paar Beispiele aus der schwedischen Presse:

https://www.expressen.se/nyheter/kristerssons-kritik-mot-ann-linde-arrogant/

https://www.aftonbladet.se/nyheter/a/9vPgrE/ulf-kristersson-till-attack-mot-ann-linde-efter-tv-intervju

https://omni.se/kristersson-om-lindes-intervju-arroganta-svar/a/zGaRew

https://www.fplus.se/kristersson-om-lindes-intervju-arroganta-svar/a/8mnb1A

Im Kern behauptet Ulf Kristersson auf Facebook, dass Ann Linds Auftritt für Schweden negativ war. Ihre Antworten über die Anzahl der schwedischen Corona-Toten waren arrogant und voller Selbstgerechtigkeit. Außerdem meint Kristersson, dass die Informationen über die schwedische Corona-Strategie sehr schwammig gehalten waren. Kristersson: “ Für ein Land, dessen Hälfte seines Bruttoinlandsproduktes auf den Export beruht, ist das Vertrauen und der Respekt im Ausland ein entscheidender Vorteil. Alleine deshalb müssen wir die Besorgnis unserer Nachbarländer ernst nehmen.“ Weiterhin fragt sich Kristersson, welche Pläne die Regierung unternimmt, damit Schweden wieder das Vertrauen im Ausland gewinnt.

Das Bild von Schweden im Ausland ist eine sehr wichtige Frage in  der schwedischen Denkweise. Oft wird dabei nicht streng zwischen der unangenehmen Wirklichkeit und der beschönigenden Selbstdarstellung unterschieden, wenn es darum geht das kleine und unbedeutende Schweden als eine humanitäre Supermacht im Ausland als Vorbildfunktion für den Rest der Welt zu verkaufen.

Henrik Jönsson ist auf seinem Youtube-Kanal mit seinem Video „SVERIGE-LÖGNEN: Postmodernismens potemkin-kulisser“ ( Die Schweden-Lüge: Die potemkinschen Dörfer des Postmodernismus) nachgegangen:

Ein englischer Untertitel ist zuschaltbar.

Schweden ist ein Paradoxon mit zwei ganz unterschiedlichen Seiten. Wer auf dem Land oder in einer Kleinstadt wohnt, erlebt Schweden als ein Paradies mit seinen freundlichen und gelassenen Menschen, die einen lächelnd grüßen. Schweden zeigt sich dort mit seiner wunderschönen Landschaft, die eine von Hektik befreite Ruhe ausstrahlt. Die kleinen schmucken Häuser, die sich in die Natur einbetten, verbreiten ein Gefühl von Harmonie und  heiterer Gelassenheit.

Wer allerdings den Alltag in den Krankenhäusern und Schulen erlebt oder in den grauen Plattenbausiedlungen der Vororte wohnt und dort die tägliche Gewalt auf den Straßen wahrnimmt, befindet sich in einer ganz anderen Situation, die manchmal an eine dyspotische Welt erinnert, wenn von Jugendbanden parkende Autos abefackelt werden, wenn sich Drogenbanden gegenseitig auf offener Straße beschießen oder wenn Wohnungen, Geschäfte, Restaurants und Hauseingänge in die Luft gesprengt werden, um die Konkurrenz einzuschüchtern.

Die öffentlich artikulierten Standardsätze mancher regierungsnahen Politiker lauten regelmäßig:

„Vi såg det inte komma.“ – Wir haben es nicht kommen sehen.
„Vi var naiva.“ – Wir waren naiv.
„Jag vet inte.“ – Ich weiß nicht.

Schneidet Schweden im Vergleich zum Ausland schlecht ab, lautet das Totschlagargument:

„Man kan inte jämföra äpplen med päron.“ – Man kann nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.“

Auf jeden Fall kann ein Land und seine Politik nicht ewig die Strategie durchhalten sich selbst und anderen etwas vorzumachen, wenn langsam aber sicher so ziemlich alles den Bach heruntergeht.