Mit dem Elektrofahrrad in Schweden – Erfahrungsbericht

29. Juni 2022

Seit über einem Jahr bin ich Besitzer eines gebrauchten  Pedelec als Tourenfahrrad, mit dem ich inzwischen über 1000 km in der näheren Umgebung zurückgelegt habe.

Dabei handelt es sich um kleinere Rundfahrten von 20 bis 40 km Länge zur Entspannung. Die Strecken führen überwiegend auf unbefestigte Straßen, die oft für Kraftfahrzeuge gesperrt sind. Elektrofahrräder gelten als Fahrräder und dürfen diese Strecken fahren. Ein Pedelec darf auch in Schweden nach der EU-Regelung nur mit Pedalbewegungen den Motor einschalten, der sich ab 25 km/h abschalten muss und nicht mehr als 250 Watt Leistung liefern darf. Das Tempo reicht auch bei dem teils schlechten Untergrund.

Der Elektro-Drahtesel: Mein 28-Zoll-Elektrofahrrad hat einen Mittenmotor Bafang M420 und einen normalen Akku mit einer Reichweite von etwa 40 bis 50 km bei voller Motorunterstützung. Das Fahrrad habe ich mit dem Fahrrad-Computer Bafang 500C nachgerüstet, was einwandfrei funktioniert. Für 10% der Streckenabschnitte wünsche ich mir ein Trekking-Fahrrad mit Gabelfederung und besseren Reifen. Bei vorsichtiger Fahrweise an den kritischen Stellen kommt man aber trotzdem sicher voran. Ein Helm ist in Schweden nur für Kinder Pflicht. Trotzdem sollte man immer mit Helm fahren, denn auf dem Schotter kann man schnell mal ausrutschen. Das Fahrrad ist zudem mit einer 7-Gang-Nabenschaltung ausgerüstet.

Mein gebraucht gekauftes Elektrofahrrad. Ich will nicht behaupten, dass es das optimale Fahrrad für unbefestigte Straßen ist. Aber ich komme gut damit zurecht.
Der nachgerüstete Bordcomputer Bafang 500C passt auch hervorragend zum Motor Bafang M420.
7-Gang-Nabenschaltung Schimano Nexus. Sehr viele Fahrräder haben diese Ausführung.

Reifen: Wichtig sind wegen der schlechten Straßenverhältnisse gute Reifen.  Von Schwabe gibt es zum Beispiel besonders stabile Ausführungen. Da bei meinem Fahrrad die Kraftübertragung auf das Hinterrad erfolgt und zu allem Überdruss noch der Gewichtsanteil hoch ist, ist der Hinterreifen besonders stark belastet.

Stabile Reifen sind ein Muss.
Besonders stark ist der Hinterreifen wegen des Antriebs und der Gewichtsverteilung belastet.
Glück im Unglück. Mitten auf einem abgelegenen Feldweg hat sich eine Nadel einen Reifenstollen verhakt. Wie diese Nadel dort hinkommt, ist für mich ein Rätsel. Zum Glück hat sie nicht den Fahrradschlauch durchstochen.

Bei längeren Touren ist Reifenflickzeug und entsprechendes Werkzeug unbedingt mitzuführen. Außerdem sollte man ein Smartphone mit ausreichend Guthaben dabei haben.  Es kann passieren, dass man stundenlang keiner Menschenseele begegnet.

Kartenmaterial und Wetterinformationen: Als Kartenmaterial verwende ich die kostenlose App der schwedischen Landvermessungsbehörde ( https://minkarta.lantmateriet.se/ ). Die App findet man mit im Google Playstore mit „Min karta lantmäteriet“.  Mit diesem Kartenmaterial sind auch kleinste Pfade aufgezeichnet. Ein Umschalten auf die Satellitendarstellung gibt weitere Aufschlüsse. Die Google-App zeigt mit Hilfe von GPS einen blauen Punkt zur aktuellen Standortbestimmung. Sie funktioniert bei mir mitten im Wald unter Bäumen auf einige Meter genau. Die meisten Wege in Schweden sind Stichstraßen, die zu Gehöften führen oder der Forstwirtschaft dienen. Es ist deshalb manchmal nicht so einfach Rundwege zu finden. Leider gibt das Kartenmaterial keine genaue Auskunft über den Straßenzustand. Manche unbefestigten Wege lassen sich ausgezeichnet befahren. Andere sind frisch geschottert und machen ein Vorankommen nur langsam möglich. Für die Tourenplanung durch den Wald sollte man mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa 20 km/h rechnen.

Für die lokale Wetterauskunft verwende ich die norwegische App von yr.com. Sie ist ebenfalls kostenlos und mit „yr.no“ zu finden. Das Regenradar für Schweden lässt sich im Browser mit „smhi radar“ finden. Übrigens ist es angenehm bei großer Hitze mit dem Elektrofahrrad zu radeln, da der Fahrtwind kühlt. Unter 15 °C sind Handschuhe empfehlenswert.

Ein spannendes Erlebnis:

Das sieht recht interessant aus. Das Schild am rechten Rand ist nicht mehr lesbar. Hier war schon lange niemand mehr.
Noch ist es harmlos. Stellenweise geht es so steil nach oben, dass das Vorderrad den Bodenkontakt verliert.
Wie im verwunschenen Märchenwald. Weit und breit kein Mensch.
Nach ein paar Kilometern wird der Weg immer schlechter.
Hier gebe ich auf und kehre um.

Ein paar unvergessliche Eindrücke auf meinen Touren im Sommer 2022: