Im Juli 2017 unternahmen meine bessere Hälfte und ich eine einwöchige Tour durch das isländische Hochland mit einem Geländewagen.
Wir entschieden uns für die Pauschalreise
https://www.vulkanresor.se/paketresor-island/bilrundresor-island/bilresa-islands-hogland-7-natter
bei einem schwedischen Anbieter, was uns viel Organisationsarbeit ersparte. Der obige Link zeigt auch ungefähr die Karte der damaligen Rundfahrt im Uhrzeigersinn. Mit dem Anbieter waren wir sehr zufrieden. Es gab eine umfangreiche Informationsmappe und eine rund um die Uhr erreichbare Notfallnummer. Die Hotels waren in Ordnung. Dabei sei angemerkt, dass es für die Streckenführung auch keine große Auswahl gibt. Die Tour war gut durchdacht und Abweichungen von der vorgeschlagenen Route sind möglich, was wir auch stellenweise vornahmen, da uns eher die abseits gelegenen Gebirgsstrecken interessierten. Das Fahren abseits der Pisten ist wegen der dauerhaften Schäden an die Natur strengstens verboten. Parkbuchten sind genügend vorhanden, was an den Reifenspuren zu erkennen ist. Die Mietwagen sind nicht gegen Schäden am Unterboden und Reifenschäden versichert.
Am Flughafen besorgten wir und etwas Bargeld am Automaten. Bezahlen konnten wir fast immer mit unserer schwedischen Visa-Karte.
Ein Geländewagen ist Pflicht, wenn man in das Hochland möchte. Schließlich geht es auch durch Flüsse mit einer Wassertiefe von etwa bis zu einem halben Meter.
Unsere Wahl fiel auf einen Geländewagen mit Automatik-Getriebe, was nach meinem Geschmack genau die richtige Wahl war, denn das Anfahren und der Schleichgang sind durch den Drehmomentwandler wesentlich leichter zu bewältigen. Und eine Hand hat man immer frei. Man bekommt vom Vermieter nicht genau das Modell, was man haben möchte. Wir bekamen ein größeres Auto als gebucht. Wer wählten einen Billiganbieter, dessen Fahrzeugpark schon mehre Jahre auf dem Buckel hat. Unser Fahrzeuge war mit Kratzern und kleinen Dellen übersät, die alle mit kleinen Aufklebern markiert waren, damit wir uns um weitere Lackschäden keine Gedanken machen müssen. Die Schotterstraßen hinterlassen ihre Spuren.
Nach Möglichkeit möchte ich hier Bilder vorstellen, die etwas ungewöhnlich sind, denn das Internet ist schon voll von malerischen Landschaften und Wasserfällen, die man zum Schluss der Reise nicht mehr unterscheiden kann.
Nach ein paar Stunden Flug mit Iceland Air von Stockholm landeten wir in Keflavik. Der Anflug war schon ein Erlebnis, denn eine Weile fliegt man längs der Südküste von Island. Interessant war auch der Überflug über Norwegen, wenn der Himmel wolkenfrei ist. Im Flughafen angekommen, merkten wir gleich, dass wir nicht einzigen Touristen sind. Überall Menschenmassen aus allen Ecken der Welt, die die Einsamkeit suchten. Meine Frau hatte zudem das Pfeiffersche Drüsenfieber mit Schluckbeschwerden und leichtem Fieber. Von ärztlicher Seite hieß es, dies sei kein Grund die Reise abzusagen. In Schweden ist man nicht so zimperlich. Es ging zum Glück auch gut, da ich die ersten Tage gefahren bin.
Das Fahren ist abgesehen von Rejkjavik wirklich angenehm. Das an sich schon dünn besiedelte Schweden kommt einem im Vergleich zu Island hektisch und beengt vor. Auffallend ist nach dem ersten Eindruck die extrem klare Luft und der tiefblaue Himmel. Dafür waren auch im Juli die Temperaturen immer um die 12 °C. Nachts wurde es nicht dunkel. Es war also egal, wann wir aufgestanden und gefahren sind. Durch die Zeitverschiebung von 2 Stunden gegenüber der mitteleuropäischen Sommerzeit gehörten alle europäischen Besucher in den Hotels zu den Frühaufstehern und waren schon um 6 Uhr im Frühstücksraum anzutreffen, was der inneren Uhr zwei Stunden später entspricht. Die Besucher aus Nordamerika waren die Langschläfer.
Am Flughafen heißt es erst einmal Schlange stehen, um sich den Mietwagen abzuholen. Nach kurzer Fahrt entdeckte ich, dass die Motorhaube nicht richtig geschlossen war. Sonst war aber alles in Ordnung. Die Fahrt nach Rejkjavik ins Hotel dauerte vielleicht eine Stunde. Die Autobahn führt an manchen Stellen durch dampfende Geröllfelder. Rejkjavik wirkt durch seine vielen Neubauten wenig attraktiv und erweckt den nüchternen Eindruck einer durchschnittlichen schwedischen Großstadt.
Am Hotel angekommen waren wir froh einen Parkplatz ergattert zu haben.
Frühstück und Abendessen gab es immer im Hotel. Die Preise sind saftig. Das Essen gut. Alle Hotels hatten kostenloses Internet. Bis auf eine Ausnahme klappte das Telefonieren über VoIP immer. Von Google Maps luden wir uns vor Reiseantritt das Kartenmaterial herunter. Mit GPS kannten wir immer unseren Standort. Für die Übersicht und zur Sicherheit hatten wir noch eine normale Straßenkarte von Island. Verfahren kann man sich kaum, da es nur wenige Straßen gibt.
Als schwedische Staatsbürger waren wir automatisch auf Island krankenversichert, da Island zum Nordischen Rat gehört. Eine Reisekrankenversicherung ist für einen eventuellen Rücktransport dennoch empfehlenswert. Krankenhäuser und Polikliniken sind selten in diesem dünn besiedelten Land.
Mit Englisch kommt man immer durch. Durch Islands Lage mitten im Atlantik orientieren sich sehr viele Isländer kulturell mehr an Nordamerika als an Europa. Auch für Schweden ist Isländisch bis auf ein paar Wörter in Wort und Schrift unverständlich, obwohl es sich um nordgermanische Sprachen handelt. Isländisch war zu lange isoliert. Als zweite Fremdsprache lernen die Isländer Dänisch in der Schule. Island war einst eine dänische Kolonie. Einige Isländer haben in Schweden studiert.
An die Anzahl der besuchten Wasserfälle des zweiten Tages unserer Reise kann ich mich nicht mehr genau erinnern. Auf jeden Fall besuchten wir die Hraunfossar und Barnafoss, die in Wikipedia erschöpfend dokumentiert sind. Parkplätze sind vorhanden aber zu den Stoßzeiten manchmal etwas knapp. Amerikanische und kanadische Touristen sind immer für einen kurzen Plausch aufgelegt und sind begeistert von der Natur. Nun, so gesehen kann man sich ja eine Reise in die USA eigentlich sparen.
Am Barnafoss gibt es ein einfaches Selbstbedienungs-Restaurants mit Terasse. Dort gab es einen Teller Fischsuppe für umgerechnet 20 Euro, worauf wir verzichteten. Es ist besser sich für unterwegs mit Verpflegung einzudecken. Wer begnügten uns mit einer Tasse Kaffee und die im Preis inbegriffene Benutzung der Toilette.
Nachdem der touristische Pflichtteil abgehakt war, ging es endlich in das Hochland. Wir fuhren die 518 Richtung Osten und bogen dann Richtung Süden in die F550 ab. Auf dieser Strecke sind nur Geländewagen zugelassen. Zur Eingewöhnung ist sie gut geeignet, da sie frei von Furten ist. Hier waren wir auch meistens ganz alleine auf der Piste.
Von der Ferne sahen wir das Gletschergebiet des Langjökull und wir bogen spontan einen Weg links ab. Dieser führte uns bis an die Gletscherzunge. Wer wollte, konnte dort seine Fahrt mit speziellen Bussen fortsetzen, die direkt in das Gletschergebiet führen. Wir begnügten uns damit mitten im Juli Schnee unter den Schuhsolen zu spüren und genossen den fantastischen Blick über die Tiefebene hinab ins Tal.
Irgendwann waren wir dann an der Kontinentalspalte angelangt. Danach war es nicht mehr weit zum Hotel Edda in Laugarvatn.
Das, was am Rande erlebt wird, bleibt am besten im Gedächtnis haften. Abendessen gab es in einem großen Speisesaal. Dort war schon eine große Reisegruppe aus Deutschland. Ihr Reiseleiter erklärte die Vorzüge einer organisierten Busreise unter optimaler Ausnutzung der zulässigen Lenkzeiten, um möglichst viele Sehenswürdigkeiten mitzubekommen. Vielleicht machen wir das, wenn wir mal älter sind. Meine Frau wird aber immer seekrank in einem Bus.
Wir durften uns dann zu einem Tisch mit zwei älteren Ehepaaren aus Australien gesellen und hatten mit ihnen einen netten Abend verbracht.
Als wir dann mitten in der Nacht aus dem Hotelzimmer schauten, entdeckten wir auf dem Hotel-Parkplatz ein Auto, dessen Scheinwerfer noch brannten. Im Schlafanzug gingen wir auf den Parkplatz um das Licht auszuschalten. Leider war der Wagen abgeschlossen. Aus der „Geschäftsführung ohne Auftrag„, wie es im Juristendeutsch heißt, wurde also nichts. Und ob ich mich in Island auf deutsches Recht berufen kann, ist sicherlich fragwürdig. Am nächsten Morgen kam dann jemand mit seinem alten Auto und einem Starthilfekabel vorbei und das Auto des holländischen Touristen lief wieder. Alles ganz unkompliziert auf dem isländischen Land.
Fortsetzung folgt.