Wandern im Fulufjäll
Nach einer Anreise von 500 km unternahmen wir zwei kleine Tagestouren im Fulufjäll, um nach einer Pause von über 12 Jahren auszuprobieren, ob wir für das Fjällwandern noch fit sind. Schließlich wollten wir wissen, ob unsere Leidenschaft für das Fjäll immer noch vorhanden ist. Mitte August 2015 waren wir schon gegen Ende der Sommersaison unterwegs.
Datum: 13.8.2015
1. Tag: Die 500 km lange Anreise mit dem Auto von 11:30 bis 19:00 hielt uns die Weite und Größe Schwedens vor Augen. Die einsamen Landstraßen wollten keine Ende nehmen. Großzügige Pausen erleichterten uns die teilweise eintönige Anfahrt durch eine wunderschöne Landschaft.
Anfahrt über die nicht endend wollenden Landstraßen Nordschwedens.
Landstraße in der Nähe von Särna kurz vor unserem Ziel. Kein Autoverkehr, aber dafür um so mehr Mücken in den Abendstunden.
Die Lage des schwedischen Fulufjälls an der Grenze zu Norwegen.
Das Wanderheim Fulufjällsgården in Mörkret.
Die Sofaecke mit Kamin im gemeinschaftlichen Frühstücks- und Aufenthaltsraum. Den dominant wirkenden Fernseher halte ich für überflüssig.
Kurz nach 19:00 konnten wir unsere vorgebuchte Hütte auf dem Gelände des Wanderheims Fulufjällsgården beziehen. Das Wanderheim liegt in Mörkret einige km vom höchsten Wasserfalls Schwedens, dem Njupskärsvattenfall, entfernt. Etwa 25 km entfernt liegt im Osten die kleine Ortschaft Särna entfernt. Dort gibt es ein Pizzeria, eine Tankstelle, ein Lebensmittelladen und sogar eine kleine Poliklinik (vårdcentral). Mörkret selbst besteht nur aus ein paar weit verstreuten Häusern. Der Mobilfunkempfang ist dort sehr schlecht. Wir befinden uns am Ende der Welt.
Der Nordteil des Fulufjäll-Nationalparks.
2. Tag: Nach einem ausgiebigen Frühstück im Wanderheim geht es mit dem Auto zur Björkbackstugan, das am Eingangsportal des seit 2002 bestehenden Nationalparks Fulufjäll liegt. Von dort geht es weiter zu Fuß auf den gut ausgebauten Fußwegen vorbei am Informationszentrum direkt zum Wasserfall, den wir nach etwa einer halben Stunde erreichten. Viele Tagesausflügler nehmen diese etwa 2 bis 3 km lange Route, um nur den Wasserfall aus nächster Nähe zu erleben.
Einfache Küche gibt es hier am Eingang des Fulufjäll-Nationalparks unweit des Wasserfalls.
Das Informationszentrum in der Nähe des Wasseralls.
Blick auf den höchsten Wasserfall Schwedens.
Am Fuße des Wasserfalls.
Schwedens höchster Wasserfall „Njupeskär vattenfall“ im Fulufjäll Nationalpark hat eine Höhe von 93 Metern, wobei die freie Fallhöhe 70 Meter beträgt.
Oberhalb des Wasserfalls.
Aussicht in der Nähe des Wasserfalls Richtung Osten.
Etwas anstrengender ist die rot markierte Tour „Fallet runt“ rund um den Wasserall. Feste Wanderschuhe sind dringend erfoderlich und Wanderstöcke sind empfehlenswert, den der Aufstieg über Geröllhalden ist steil. Die vielen Steine auf dem Weg ermöglichen nur ein langsames Fortkommen. Dafür ist der Ausblick oberhalb des Wasserfalls ein Erlebnis. Wir entschlossen uns dann weiter zu den Rörsjöstugorna, welche eine Ansammlung von Übernachtungshütten bilden, zu wandern. Dort machten wir eine Rast und liefen dann von dort wieder zum Parkplatz zurück. Insgesamt waren wir dafür etwa 6 Stunden unterwegs, weil die teils sehr steinigen Wege nur ein langsames Fortkommen ermöglichte. Dummerweise hatten wir unsere Wanderstöcke im Auto vergessen. Mit Wanderstöcken hat man eine wesentlich bessere Trittsicherheit im unwegsamen Gelände, was zum einen Kraft spart und zum anderen das Risiko eines Sturzes mindert.
Die Rörjsöstugorna bieten Übernachtsmöglichkeiten.
Für das Mobiltelefon fehlt hier oben die Netzabdeckung. Als Ersatz dient ein Notfelefon, das nach der Antenne zu beurteilen auf 2 bis 1,5 m Wellenlänge sendet und empfängt.
See nordwestlich der Rörsjöstugorna.
Über Sümpfe und Bäche geht es auf Bretterwegen bequem zurück zum Wasserfall.
Ein Weg durch die Sumpflandschaft.
3. Tag: Am 3. Tag fuhren wir die 3 km lange gut befahrbare Schotterpiste zum Parkplatz in der Nähe der Brottbäckstuga. Hier befindet sich ein weiterer Einstiegspunkt für Wanderungen in das Fulufjäll. Vorbei an Schneefeldern ging es erst einmal auf dem etwa 1 1/2 Stunden langen sanften Aufstieg zur Särnmankojan, einem Windschutz mit Holzofen für den Notfall. Dort trafen wir zwei Schweden die auch Richtung Tangsjösstugan wollten. Als wir uns nach der kurzen Rast aufbrachen, fing es leicht an zu nieseln. Unterwegs fing es an heftig zu regnen und ein Sturm entwickelte sich, der uns heftigen Gegenwind bescherte. Nach 1 3/4 Stunden erreichten wir dann endlich die Tangsjöstugan, welche uns Schutz vor Wind und Nässe bot. Hier träfen wir noch drei Deutsche und die zwei Schweden kamen dann auch noch hinzu. Nach etwa zwei Stunden hörte es auf zu regnen. Da es schon 16:00 Uhr war, entschlossen wir uns wieder denselben Weg zurück zu nehmen. Ursprünglich wollten wir den Rückweg über die Göljåstugan wählen. Trotzdem kamen wir auf insgesamt 18 km. Auf dem Rückweg hatten wir heftigen Rückenwind. Wenigstens regnetet es nicht mehr. Etwa 10 °C betrug die Außentemperatur. Auf der Särnmanskojan machten wir wieder Rast. Dort hatte zwei junge durchnässte Wanderer aus Deutschland schon Feuer gemacht, das angenehme Wärme spendete. Nach einer Pause von einer halben Stunde ging es dann weiter zum Parkplatz. Inzwischen war es schon 19:00. Trotzdem war es noch sehr hell. Selbst im August wird es hier oben nördlich des 60. Breitengrades noch im August nie richtig dunkel. Abends gab es dann nach einer heißen Dusche Spaghetti mit Tomatensoße. Und dann fielen wir todmüde ins Bett. So gut hatten wir schon lange nicht mehr geschlafen.
Das Fulufjäll südlich des Wasserfalls.
Einstieg ins Fulufjället in der Nähe der Brottbäckstugan.
Vorbei an Schneefeldern führt der gemäßigte Anstieg zur Särnmanskojan.
Särnmanskojan.
Die Särnmanskojan bietet ein paar Pritschen, etwas Holz und einen Ofen.
Endlose Weite auf dem Weg zur Tangsjöstugan. Im Hintergrund die Särnmanskojan.
Nach 1 3/4 Stunden erreichen wir vom Regen zermürbt die Tangsjöstugan.
Die Tangsjöstugan bietet für den Notfall ein paar Betten, einen Ofen und eine Küche.
Blick aus der Hütte während der Wind pfeift und der Regen gegen das Fenster prasselt.
Auf dem Rückweg klart der Himmel gelegentlich auf.
Licht am Horizont bei Gegenlicht.
Schwenk über die Hochebene des Fulufjälls.
Gesteinsfelder, Sümpfe und Seen so weit das Auge reicht.
Beim Durchqueren von Bächen und Sümpfen ist ein Wanderstock sehr hilfreich. An ihm kann man sich abstützen und den Untergrund testen. Die Jeans sind für Fjällwanderungen eigentlich ungeeignet, da sie sich voll Wasser saugen. Für mehrtägige Touren sind Wanderhosen aus modernen Geweben, die zugleich wasserabweisend und atmungsaktiv sind, eine gute Investition. Sumpfgebiete sind lieber großräumig zu umgehen. Nasses Schuhwerk ist auf jeden Fall zu vermeiden. Im Rucksack sollten immer ein paar leichte Tennisschuhe sein. Mit ihnen und den Wanderstöcken lassen sich auch tiefe Bäche durchqueren, wenn man vorher die Hosen auszieht.
Im Tal begegnet uns wieder der Krüppelwald nach dem Überschreiten der Baumgrenze.
4. Tag: Nach einem ausgiebigen Frühstück traten wir unsere Heimreise an. Zum Glück hatten wir uns gegen einen geringen Preis davon befreit die Hütte selbst zu reinigen. Um 10:30 sind wir losgefahren. Um 18:00 waren wir erst wieder daheim.
Erste Rast auf dem Rückweg südlich von Sälen in Limedsforsen. Hier befindet sich das Sixten-Jernberg-Museum auf der unteren Etage des Restaurants.
Sixten-Jernberg-Museum. Der Skifahrer Sixten Jernberg hatte einen Ruhepuls von 20 Schlägen pro Minuten. Da müssen wir wohl noch viel trainieren.
Zweite Rast am Stora Malingen auf halber Strecke.
Fazit: Über 1000 km mit dem Auto unterwegs zu sein für zwei Wanderungen von insgesamt 35 km Länge scheint eine aberwitzige Bilanz zu sein. Für uns war aber die Fahrt selbst in den Norden schon ein Erlebnis, das alte Erinnerungen weckte. Wir planen jetzt schon eine längere Fjällwanderung, für die wir zum Glück vor der Haustür genügend Möglichkeiten zum Trainieren haben.