Schwedens extremer Winter 2009/2010

Schweden im extremen Winter 2009/2010

Die schwedischen Winter 2009/2010 und 2010/2011 waren extrem kalt, schneereich und lang. Manche schwedische Winter fallen hingegen beinahe aus. Die Temperaturen liegen dann knapp über den Nullpunkt, während ein Tiefdruck nach dem anderen aus Südwesten für Regen sorgt.

Nachfolgend habe ich den extremen Winter 2009/2010 in einer Art Tagebuch in Wort und Bild festgehalten. Die meisten Bilder sind vor unserer Haustür entstanden.

8. Januar 2010: Es ist jetzt 22:00 und wir haben eine sternklare Nacht bei derzeit -25 C mit fallender Tendenz. So kalt habe ich es hier noch nicht erlebt. Die Schneetiefe beträgt 27 cm. Wir heizen derzeit ausschließlich mit Holz, denn die Strompreise sind in Schweden wegen gestiegener Nachfrage explodiert. Viele heizen ja mit Strom. In einigen Gegenden wurde wegen der Stromknappheit schon der Strom abgestellt. Mal sehen, wann hier das Licht ausgeht.


Dieser Schnappschuss mit dem Reh ist mir vor ein paar Tagen aus meinem Fenster gelungen. Das arme Tier wurde durch die Kälte und den Hunger in unseren Garten getrieben. Hier war schon eine kleine Herde Rehe zu Besuch. Elche und Füchse schauen auch ab und zu vorbei.

11. Januar 2010: wir hatten wieder einen frostigen Tag mit -10 C um die Mittagszeit. Doch jetzt sind es um 18:00 wieder -16 C bei einer sternklaren Nacht. Dass Celsius ein Schwede war, wundert mich nicht mehr. Hier ist das Interesse für Temperaturen naturgemäß groß.


Birke hinter unserem Haus.


Die hintere Zufahrt zu unserem Haus. Die letzen 20 m müssen von uns selbst geräumt werden.

12. Januar 2010: Nach einer -8° C kalten Nacht sind die Bäume von Eiskristallen überzogen.


Nach einer Frostnacht sind die Bäume von Eiskristallen überzogen.

29. Januar 2010: Nach heftigen Schneefällen hat sich die Schneehöhe auf 43 bis 45 cm angehäuft. Derzeit herrschen -10° C. Übermorgen werden wieder -22° C erwartet. Nachfolgend ein paar Bilder von der Schneepracht.


Einfahrt zum Haus, welches im Schnee beinahe versinkt.


Schneemassen verengen die Zufahrtstraßen. Keine Chane die Gehwege zu räumen.


Hintere Zufahrt nach dem Räumen von Hand.


Winterwald hinter dem Haus.

30. Januar 2010: Strahlend blauer Himmel hier. Heute morgen hatten wir gegen 8:00 MEZ -26,6° C.  Ich bin dann gegen 9:30 bei -22° C in die Stadt einkaufen gefahren. Da war es fast menschenleer. Für die meisten Schweden war es wohl etwas zu frostig. Jetzt sind es schon -19° C. Die nächsten Tage bleibt es weiterhin frostig bei überwiegend -10° C.


Es ist etwas kalt draußen.


Verschneite Zufahrtsstraße. Hier am Tage hatten wir um die -15 C. Morgen sollen es wieder -20° C werden. Das Foto entstand um die Mittagszeit.

Ich finde, ohne Streusalz und Splitt ist der Winter viel angenehmer und freundlicher. Voraussetzung dafür sind rutschfeste Schuhe und richtige Winterreifen. Die „Winterreifen“, die es in Deutschland zu kaufen gibt, sind übrigens ein fauler Kompromiss und taugen nicht viel, da sie immer noch Fahrkomfort auf der schneefreien Autobahn bei 180 km/h liefern sollen.

15. Februar 2010: Über 50 cm Schneehöhe und -3 Grad Celsius. Zum Ende der Woche soll wieder Schnee fallen. Ich will jetzt raus und den Schnee vom Veranda-Dach entfernen, bevor das Dach zusammenbricht. Wir haben seit fast zwei Monate Schnee und Dauerfrost. Es ist der härteste Winter seit mindestens 15 Jahren.

21. Februar 2010: Gestern am 20. Februar fielen an einem Tag 21 cm Schnee. Wir haben jetzt eine Schneehöhe von 74 cm. Derzeit (Sonntag, 21. Feb. 2010) sind es -12 Grad Celsius bei Sonnenschein. Ich habe die Sonnenstrahlen genutzt um ein paar Aufnahmen von unserer Straße zu schießen. Ich fühle mich vom vielen Schaufeln ausgepumpt. Vor einigen Tagen habe ich über 50 cm Schnee von den beiden Garagendächern und dem Veranda-Dach entfernt. Einem Bekannten ist nämlich schon die Veranda durch die Schneelast zusammengestürzt.

Das Auto, das in der hinteren Garage steht, wollen wir derzeit nicht benutzen, da auf der 300 m langen Zufahrt über 20 cm Schneeliegt. Zur Not käme das Auto durch den Pulverschnee durch.

Der Schneehaufen hinter dem grünen BMW wurde heute von einem Bagger zusammengetragen. Wir wissen nicht mehr wohin damit und die Straßen werden immer enger.

Das Autofahren geht sehr gut auf den verschneiten Straßen dank der Spikes-Reifen. Wenn man die Autobahn weit und breit für sich alleine hat, was keine Seltenheit ist, kann man bequem mit 90 bis 110 km/h über die gechlossene Schneedecke gleiten.

Heute Nacht werden -20 Grad Celsius erwartet und es soll die nächsten Tage weiterhin schneien.

Nachfolgend die Bilder des Tages:


Schnemassen vor dem Hauseingang. Wir fühlen uns in unserer Bewegungsfreiheit schon eingeschränkt.


Die hintere Zufahrt ist auf etwa 300 m Länge zugeschneit. Wir warten auf das Räumfahrzeug.


Der Wintertraum wird zum Albtraum. Die Flachdächer und das Verandadach drohen durch die Schneelast einzubrechen. Das Verandadach ist durch die Versicherung nicht abgesichert. Also muss der Schnee heruntergeschoben werden.


Die Briefträger haben es auch nicht einfach bei diesen Schneemassen die Post zuzustellen.


Bagger haben die Schneemassen auf einen großen Haufen am Ende der Sackgasse zusammengeschoben.


Dieser Schneehaufen hat sich durch das Räumen der vorderen Einfahrt angesammelt.


Die Straße, nachdem sie von Baggern von den gröbsten Schneemassen befreit wurde.


Ein kurzer Schwatz unter Nachbarn schafft Erholung vom Schneeschippen.

Wie man sieht, wird hier weder gestreut oder gesalzen. Das hätte bei diesen Schneemengen und Temperaturen um die -15 Grad C auch keinen großen Sinn. So bleibt alles auch schön sauber und freundlich. Für festes Schuhwerk mit Profilsohlen und gute Winterreifen ist jeder selbst verantwortlich. Niemand geht hier mit Ledersohlen vor die Haustür. Trotzdem sind die Krankenhäuser übervoll mit Patienten, die sich beim Ausrutschen die Knochen gebrochen haben. Im Auto haben wir jetzt immer eine Schippe und einen großen Handfeger dabei.

22. Februar 2010: Heute Morgen gegen 6:30 zeigte das Thermometer kurzzeitig -27 Grad Celsius an. Jetzt um 8:00 sind es knapp unter -22 Grad Celsius und es hat angefangen zu schneien.

14. März 2010: Es setzt die Schneeschmelze bei +4 Grad C. ein und die 75 cm dicke Schneelast auf dem Dach fängt wie ein Gletscher an zu rutschen. Wenn der Überhang abbricht, kann mein Antennenkabel abgerissen werden. Ich will mir nicht ausdenken, was passiert, wenn unsere beiden Kätzchen vom Eis und Schnee getroffen werden. Deshalb habe ich heute morgen den Schnee abggeschlagen, bevor ein Unglück passiert:


Durch das Tauwetter rutschen die 75 cm hohen Schneemassen vom Flachdach.


Die Schneemassen verhalten sich wie ein sich vorwärts schiebender Gletscher und verbigen die Dachrinnen.

Die Katzen habe ich nicht mehr aus dem Haus gelassen. In der Nachbarschaft hörte man schon das Donnern der Dachlawinen. Erst löste sich ein Schneebrett von der Südseite unseres Daches. Dabei vibrierte das ganze Haus. Einen Tag später wurde die Nordseite des Hauses mit einem Schlag vom Schnee befreit. Die Lawine versperrte den Zugang zu unserem Haus. Der Schnee lag fast einen Meter hoch und musste in einem letzen großen Aufbäumen mit Muskelkraft beseitigt werden. Genervt vom Schneeschippen freuten wir uns endlich auf die einsetzende Schneeschmelze und den Sommer.