Reise durch Norwegen – 6. Tag
Das norwegische Straßenbaumuseum und Lillehammer – 21. 7. 2008
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Die Tagestour des 6. Tages der Norwegenreise
Oberhalb von Kvam im Fjäll hatten wir wirklich Glück mit unserer Übernachtung gehabt. Wir sind ja am Ende des fünften Tages einfach einem Schild mit Hüttensymbol gefolgt und hatten nach 12 km tatsächlich noch eine Hütte bekommen. Wären wie kurz vor 18:00 Uhr 5 Minuten später angekommen, wäre der Laden, der die Hütten vermietet, geschlossen gewesen:
Unsere „Luxushütte“ oberhalb von Kvam für 650 Kronen. Der graue Kasten an der Wand ist eine Luftwärmepumpe. Viele Häuser in Skandinavien sind damit ausgerüstet, um damit zu heizen.
Die Lage war fast schon einsam. Im Hintergrund wird ein Parkplatz für die Skifahrer ausgebaut. Auch hier entstehen neue Ski-Hütten.
Wie die Schweden können sich die Norweger auch kein Leben ohne ein gemütliches Sofa vorstellen. Bei den kalten Wintern ist das auch verständlich.
Ein Kamin fehlte auch nicht. Oberhalb des Fensters sieht man die Luftwärmepumpe.
Die Küche war auch gemütlich. Der Läufer auf dem Boden ist ein sogenannter trasmatta (Lumpenteppich). Früher haben die armen Leute in Skandinavien aus ihren alten Lumpen die Teppiche gemacht. Ein Geschirrspüler hat übrigens nicht gefehlt. Es war einfach alles da, was man sich wünscht.
Wir haben dann mal im Gästebuch herumgeblättert. Die meisten Gäste, davon viele aus Deutschland, hatten die Hütte im Winter für 14 Tage gemietet. Fast alle waren von der Gemütlichkeit begeistert und viele kamen nach ein paar Jahren wieder. Wir waren sehr traurig, dass wir wieder abreisen mussten. Die Hütte wurde in den 30er Jahren erbaut und wahrscheinlich 1995 zum ersten Mal vermietet.
Als Tipp kann man folgendes vorschlagen: Im Sommer gibt es komfortable Ski-Hütten oben im Fjäll für um die 700 Kronen im Überfluss. Im Vergleich dazu sind die Hütten an den Campingplätzen, welche in der Regel weder Dusche noch WC haben, für 300 bis 400 Kronen relativ teuer. Der relativ hohe Preis erklärt sich durch den kurzen Sommer, in dem sie nur genutzt werden können.
Wir sind dann das Gudbrandsdal weiter Richtung Süden gefolgt. Für uns hat es landschaftlich nicht viel gebracht. Auf der viel befahrenen und kurvigen Landstraße ging es nur mit Tempo 80 voran. Das Überholen der zahlreichen Wohnmobile haben wir sein gelassen, denn spätetestens 10 Minuten später hat man wieder das nächste Wohnmobil vor sich. Überholen ist hier wirklich nur eine Beschäfttigungstherapie für notorische Hektiker. Übrigens darf man in Norwegen meistens nur 80 fahren. Das, was auf der Karte als Autobahn ausgewiesen war, sah für uns jedenfalls wie eine ganz gewöhnliche Landstraße aus.
Etwa 20 km nördlich von Lillehammer in Fåberg befindet sich das staatliche Museum für Straßenverkehrswesen. Da wir so viel mit dem Auto gefahren sind, war es interessant zu erfahren, wie in Norwegen sich der Straßenbau entwickelt hatte. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Norwegen noch nicht einmal Wege, die für Kutschen geeignet waren. Der Eintritt ist kostenlos. Zur Begrüßung wurden uns Bonbons angeboten. Ein netter Norweger im Trachtenanzug drückte uns auch gleich eine Informationsbroschüre auf Norwegisch in die Hand. Silvia fragze auf Schwedisch, ob es die Broschüre nicht auf Schwedisch gäbe. Den Gesichtsausdruck des Norwegers werde ich nie vergessen, als wir dann statt der englischen die deutschsprachige Broschüre nahmen. Leider habe ich nur wenige Bilder gemacht. Draußen gibt es noch einen nachgebauten Tante-Emma-Laden aus den 50er-Jahren und jede Menge Baumaschinen.
Ein Teil der Ausstellung widmet sich au der Verkehrserziehung. Wie in Schweden verfolgt man auch in Norwegen die Nullvision mit dem Ziel eines Tages die Verkehrstoten auf Null zu reduzieren. Derzeit sterben pro Jahr 250 Menschen auf norwegischen Straßen. Übrigens werden wie in Schweden die „Radarfallen“ immer angekündigt. Das Wort Radarfalle ist also eigentlich falsch. Die Logik ist einfach anders als in Deutschland. Blitzanlagen werden an Gefahrenpunkten aufgebaut. Damit auch jeder langsam fährt, werden sie natürlich auch angekündigt. In Deutschland geht es offenbar auch um die Aufbesserung der Gemeindekassen (Abzocke) und nicht so sehr um die Verkehrssicherheit.
Das ist der norwegische Troll. In Norwegen wurden Ende der 50er Jahre Autos gebaut. Nach 250 Exemplaren ging die Firma allerdings in Konkurs. Man beachte, dass das Lenkrad auf der linken Seite sitzt. Offenbar hatte man in Norwegen zu der Zeit Rechtsverkehr. In Schweden wurde Mitte der 60er Jahre von Links- auf Rechtsverkehr umgestellt. An dem Tag soll sich niemand getraut haben zu fahren.
Mit etwas mehr Verständnis für die norwegischen Straßen ging es bei wechselhaften Wetter weiter nach Lillehammer.
Lillehammer ist durch die olympischen Winterspiele 1995 bekannt geworden. Hier sieht man eine der Sporthallen, im Hintergrund die Sprungschanze. Mit Sicherheit haben die Winterspiele dem norwegischen Skitourismus gefördert.
Das Ski-Hotel von Sjusjön in der Nähe von Lillehammer. Als 10-Jähriger hatte ich mal mit meinen Eltern Sikurlaub in der Nähe von Lillehamer gemacht. Leider hatte ich dann doch das falsche Hotel gefunden. Immer Sommer steigen hier Reisebussgesellschaften ab. Irgendwo müssen die Masen ja untergebracht werden. Ganz in der Nähe davon entsteht ein riesiges neues Hüttendorf mit Abfahrtspiste und Langlaufloipen. Die Preise der Hütten liegen bei etwa 150.000 Euro und darüber. Wahrscheinlich hängt das auch mit der Nähe zu Lillehammer und damit zu Oslo zusammen.
Die Fußgängerzone von Lillehammer. Nach dem Abstecher nach Sjusjöen wollten wir uns hier bei einer Tasse Kaffee stärken. Es war kurz vor 17:00, wenn alle Cafés schließen. In Schweden machen die meisten um 18:00 Uhr zu. Aber ein Italiener hatte noch offen. Dort bekamen wir noch etwas. Zwei ältere norwegische Damen am Nachbartisch fingen dann auch noch ein Gespräch mit uns an. Es ist uns allgemein aufgefallen, dass die Norweger gerne Fremde ansprechen, was die Schweden fast nie machen. Es war um die 17 Grad „warm“, aber das hält hier niemanden ab draußen zu sitzen.
Rechts war unsere Hütte. 390 Kronen ohne WC und Dusche. Dafür gab es jede Menge Mücken. Die Fliegengitter hatten Löcher, die mit Hansaplast zugeklebt wurden. Unsere schwedischen Nachbarn fanden auch, dass die Unterkunft „viel Potenzial für Verbesserungen“ hat. Unser Merksatz lautet seitdem: „Touristen und Mücken lieben das Wasser.“.
Die Hütte wurde als „voll ausgerüstet“ gepriesen. Jedenfalls war das Notwendigste dar. Man beachte, wie ergonomisch durchdacht die Kücheneinrichtung gestaltet ist. Die Kühlschranktür ging nachtürlich nach der falschen Seite auf. Ein Besen fehlte, damit man gezwungen ist, den Plastikboden nass zu wischen.
Welch ein Kontrastprogramm zu unserer vorhergenden Übernachtungsmöglichkeit. Zelten in der Natur wäre vielleicht doch die bessere Wahl gewesen. Oben war das Matrazenlager. In der Hütte war es heiß uns stickig. Wegen der löchrigen Mückengitter wagten wir nicht die Fenster zu öffnen. Wir wussten zum Troste, dass wir die kommende Nacht in unserer eigenen Bleibe verbringen werden.